1931_Kirchengeschichte

Schicksale der Wattweiler Kirchen

Vom Schicksal der ehemaligen Kirchen zu Wattweiler


lautet die Überschrift eines von Otto Cappel verfassten und in der Wochenbeilage des Pfälzer Merkur „Aus heimatlichen Gauen“ im Jahre 1929 veröffentlichter Artikel zum Schicksal einer bis zum 30-jährigen Krieg in Wattweiler befindlichen Kirche, den wir hier im Original-wortlaut in der damaligen Rechtschreibung weiter unten folgen lassen. Im Heimatkalender 1972 der Stadt und des Landkreise Zweibrücken wurde der Artikel bereits aufgegriffen und ihm ein Vorwort vorangestellt:

Heutige Wattweiler Kirche

Der Torbogen auf dem Wattweiler Friedhof, der als Eingang zum Geräteraum des Friedhofwärters dient und jetzt wegen Baufälligkeit entfernt werden muß, soll nach L. Kampfmann (Heimatkunde des Bezirksamtes Zweibrücken) ein Teil einer wahrscheinlich dem St. Mauritius geweihten Kapelle sein, die bereits um 1750 sehr zerfallen war. Die Frage nach dem Schicksal dieser Kapelle oder Kirche hat schon in den 20er Jahren unseren langjährigen, inzwischen verstorbenen Mitarbeiter, Herrn Hauptlehrer a. D. O. Cappel sehr beschäftigt. Er unterzog sich damals der Mühe, die einschlägigen Kirchenschaffneiakten IV 3514/3517 zu studieren und die wichtigsten Zusammenhänge zusammenzustellen, die wir wegen der eingangs geschilderten Verhältnisse nachstehend wieder geben.

Hier der Originalartikel von Otto Cappel:

Auf dem Friedhof zu Wattweiler erblickt der Besucher ein kleines, oberirdisches Gewölbe, das als Aufbewahrungsraum für die Gerätschaften des Totengräbers dient. Die Leute behaupten, dieses sei der Rest der ehemaligen Wattweiler Kirche. In dieser Form mag die Behauptung kaum stimmen. Jedenfalls ist es richtiger, wenn man sagt, dass das jetzt vorhandene gewölbeartige Häuschen aus übrig gebliebenen Bausteinen der früheren Kirche aufgeführt wurde. Auf unserem Friedhof stand bis zum 30jährigen Krieg eine reformierte Kirche. In den Stürmen dieses Krieges wurde sie teilweise zerstört und ist dann in den 70er Jahren des 17. Jahrhunderts gänzlich zerfallen. Der reformierte Pfarrer von Mimbach, der in Wattweiler das Predigtamt zu versehen hatte, wandte sich darum im Juni 1733 an das Oberkonsistorium in Zweibrücken mit der Bitte um Wiederaufbau des Gotteshauses. Mit einer Reihe von Gründen wurde er aber abgewiesen: 1. In Wattweiler würden sich zu wenig Einwohner befinden, 2. der Ort sei nur eine halbe Stunde von Zweibrücken entfernt, 3. die Leute könnten ohne sonderliche Beschwerden die Zweibrücker Kirche besuchen, 4. die Wiederherstellung der Gotteshäuser zu Mittelbach, Vogelbach usw. sei viel dringlicher.

Dreizehn Jahre später, im Jahr 1746, wandte sich die Gemeinde selbst in einem Gesuch um Wiederaufbau der Kirche an die „Hochfürstliche Geistliche Güterverwaltung in Zweibrücken. Darin wird zunächst auf den gänzlichen Zerfall des Gotteshauses hingewiesen und berichtet, dass die Bewohner gezwungen seien, den Gottesdienst in Mimbach oder Webenheim zu besuchen, dass aber dieser Notbehelf in der Winterzeit den größten Schwierigkeiten begegne. Weiter wird betont, dass die Gemeinde von Tag zu Tag stärker werde und besonders die liebe Jugend unter dem Mangel einer hochnötigen Kirchenhaltung leide. Zum Schluß werden 600 Gulden Zuschuß erbeten, wogegen die Gemeinde für das noch Fehlende aufkommen wolle. Daraufhin wurde der Schaffnei-Verwalter Grübel beauftragt, einen Kostenüberschlag zu verfertigen. In seinem Bericht heißt es: „Damit endlich die wehmütigen Klagen aufhören, sollte eine neue Kirche gebaut werden mit 40 Schuh Länge, 24 Schuh Breite und 18 Schuh Höhe.“ Er veranschlagt den Bau ohne Beifuhren auf 550 Gulden. Das war 1747. Die Angelegenheit ruht nun wieder bis zum Jahr 1752. Da berichtet Schaffnei-Adjunkt Rettig, dass Wattweiler schier ganz reformiert sei, indem es 2 katholische, etliche ev.-lutherische und 27 reformierte Familien zähle.

Vom folgenden Jahr liegt ein Kostenüberschlag des Maurers Heinrich Neumüller aus Mittelbach vor. Nach einigen Angaben über die Größe des Baues und über die Art seiner Ausführung wird an Baukosten folgendes verlangt: 530 Gulden, 2 Malter Korn, 2 Malter Spelz, 2 Malter Dinkel und 1 Ohm Wein. Dieser Ueberschlag wird unterm 4. März mit 580 Gulden, 2 Malter Korn und 2 Malter Spelz genehmigt. Im nächsten Jahr wendet sich die Gemeinde an den Herzog um Beschleunigung des Baues. Auch das Oberkonsistorium spricht dafür; denn der Pfarrer von Mimbach müsse die sacra in einer Scheune versehen. Darauf beschließt die herzogliche Regierung, daß im künftigen Frühjahr mit dem Bau begonnen werden solle. Allein dieser Beschluß wurde nicht verwirklicht; denn unterm 15. Dezember 1771 richtet die Gemeinde ein abermaliges Gesuch an den Herzog C h r i s t i a n 4. Darin wird an die Eingaben von 1746 und 1754 und die in letzterem Jahr erfolgte Zusage erinnert und die seelische Not der Gemeinde in den beweglichsten Worten geschildert. Hier hören wir zum erstenmal, dass der Gottesdienst teilweise in dem sehr kleinen Schulhaus abgehalten werde, die Stube aber viel zu eng sei, die Besucher alle zu fassen.

Doch das Oberforstamt weigert sich nun, das nötige Bauholz (etwa 40 Stämme) anzuweisen, mit der Begründung, durch andere Bauten sei der Holzbestand so vermindert worden, dass nichts mehr geschlagen werden könne. Die herzogliche Rentenkammer berichtet daher an die Gemeinde: Der dermalige Zustand der geistlichen Gefälle lasse eine solche Ausgabe nicht zu und die Gemeinde müsse sich noch einige Jahre gedulden.

Erst jetzt (1929) soll Wattweiler wieder eine Kirche erhalten.