Pfingstbegegnung in Boulogne-sur-mer


Zwar wurden die Teilnehmer*innen an der französischen Atlantikküste zunächst mit böigem Nieselregen empfangen – doch das hielt niemanden von der guten Laune ab. Einige scherzten gar ironisch mit den Wetterereignissen: Regen sei überhaupt nicht zu spüren; erfrischend feuchter Wind hingegen schon. Während man bei einer feierlichen Zeremonie durch Boulognes Beigeordneten begrüßt wurde, kommen nach und nach immer mehr Deutsche mit französischen Teilnehmenden in den Austausch. Manche kennen sich schon von früheren Begegnungen, treffen auf altbekannte Freunde, andere wiederum knüpfen neue Kontakte. Auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht, so versteht man sich doch prompt und gut. Sollte es doch einmal hapern, finden sich in der Gruppe problemlos einige, die zum Dolmetschen bereitstehen. Denn alle eint an diesem Pfingstwochenende das Gefühl der Verbundenheit und Freundschaft, das Gefühl der Geborgenheit und Nähe - die Entfernung von etwa 560 Kilometern, die zwischen den beiden Städten liegt, mag da ganz schnell in Vergessenheit geraten.  Austausch und Begegnung – diese Begriffe waren Programm. Nicht nur auf politischer Seite trafen Verwaltungsmitarbeiter*innen, Lokalpolitiker*innen sowie Oberbürgermeister Dr. Marold Wosnitza auf Boulognes Stadtspitze um Bürgermeister Frédéric Cuvillier. Auch die mitgereisten Sportler*innen und Kulturschaffenden begegneten etwa Gleichaltrigen mit Neigungen zu ähnlichen Interessen. Auf sportlicher Seite waren neben den Fechtern der VTZ auch die Judokas des Judoclubs sowie 21 Fußballer der TSG Mittelbach-Hengstbach mit von der Partie. Den Bereich Kultur deckten die Teilnehmer*innen vom Jugendzentrum, der Kantorei Zweibrücken-Mitte/ Kammerchor Opus 9, der Stadtkapelle und der Musiker Michael Wack mit seinem „Trio Finale“ ab. Nicht zu vergessen: Die Zweibrücker Fastnachts Freunde (ZFF). Untergebracht waren die meisten bei Gastfamilien, andere in Jugendherberge oder Hotel. Täglich geplante Programme rundeten das Wochenende für alle ab. Als neues Konzept präsentierte die Stadt Boulogne erstmals eine Feier im Zentrum, in der stets alle mit eingebunden wurden. Verkaufsstände, Bühnen und Straßenkünstler*innen erinnerten da schon wieder an Stadtfest oder Straßentheater-Spektakel in Zweibrücken. Aber zurück nach Boulogne: während man im Fechten einen Freundschaftswettkampf gegen französische Teilnehmende bestritt und im Anschluss den Sport der Öffentlichkeit präsentierte, zeigten auch die Judokas ein öffentliches Training. Fußball hingegen entdeckte man bei packenden Eins-zu-eins-Duellen diesmal von einer ganz neuen Seite. Gekickt wurde über Pfingsten in sogenannten Panna-Arenen. Dabei konnten sich die Spieler in einer schmalen, mit Plastikbande begrenzten Spielfläche ausprobieren. „Es geht darum, seinen Gegner möglichst geschickt auszutricksen“, weiß TSG-Trainer Thomas Bauer. Die Auswahl des jeweiligen Gegners sowie die Auswertung der Ergebnisse wurde dabei durch ein digitales Computersystem gesteuert.

Wie vielschichtig das Programm war, zeigte sich auch etwa beim Auftritt der Karnevalsfreunde. Sie erklärten in einem äußerst charmanten Stil, wann, wie und warum Karneval hierzulande gefeiert wird, da es in Frankreich weniger Verbreitung findet.

Die Gemeinsamkeiten beider Städte betonten hingegen wieder beide Bürgermeister in ihren offiziellen Festreden. „Die Verbundenheit unserer beiden Städte stärkt den europäischen Zusammenhalt“, unterstrich Wosnitza die Bedeutung des Austauschs, auch mit Blick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine. Auch Cuvillier wandte sich deutlich gegen Nationalismus.

Als symbolischen Akt der Freundschaft und Solidarität ziert neuerdings nun auch in Boulogne die Rose das Stadtbild. Ein von der Rosenstadt im Jahr 2019 gestiftetes Beet, wurde am Sonntag bei einem Festakt offiziell eingeweiht und zeigte einmal mehr, wie divers die Ereignisse am Wochenende waren. Auch auf der Musikbühne unterstützte man sich gegenseitig: beim zweiten Teil des Doppelauftritts der Stadtkapelle komplettierte sich die Besetzung mit Musiker*innen des Orchesters Harmonie de Boulogne. Ein ausgeprägtes Klangbild untermalte das vielschichtige Programm, das von Marschmusik bis Queen alles bereithielt. Besinnlichem Gesang konnte man unterdessen auch in einer Messe lauschen. Mitgereiste aus Kantorei und Kammerchor teilten ihre Gesangskunst gemeinsam mit dortigen Teilnehmenden. Wurde eigentlich schon erwähnt, dass neben kreativen Händen an den Musikinstrumenten auch solche am Papier gefordert waren? Die Teilnehmenden des Zweibrücker Juz trafen nämlich auf einen französischen Street-Art-Künstler, nachdem man sich beim letzten Austausch vor drei Jahren in Zweibrücken kennengelernt hatte. Street-Art erfreut sich in der Hafenstadt offenbar großer Beliebtheit. Schaut man sich aufmerksam um, so entdeckt man ganze Hausfassaden, die bemalt sind. Das inspirierte Bürgermeister Cuvillier offensichtlich auch zu seinem Gastgeschenk. Oberbürgermeister Dr. Marold Wosnitza erhielt nämlich ein Gemälde, dass die identische Abbildung eines Fischers zeigt, die auch an einer Fassade in einer der zahlreichen Gassen der Stadt zu finden ist. Im Gegenzug schenkte man Zweibrücker Freibier. Der Anstich des Fasses gelang Cuvillier direkt mit zwei kräftigen Schlägen. Wosnitza zeigte sich daraufhin verärgert: „Bei meinem ersten Anstich habe ich drei Schläge benötigt“, erinnerte er sich scherzhaft. Bier gab es währenddessen von Anfang bis Ende der Feierlichkeiten am Stand der Stadt Zweibrücken, frisch gezapft von engagierten Mitarbeitenden der Verwaltung.

Geprägt von den vielen Tätigkeiten traten am Montag nach drei tollen Tagen alle sichtlich erschöpft die Rückfahrt an, wohl wissend im anderen Teil der Stadt-Symbiose wieder gut empfangen zu werden.